Es regnet. Es wird kalt. Ungemütlich. Das leuchtende Gelb, das warme Rot, wird braun und die Blätter fallen. Zusehen können wir, wie der November sich naht. Ich fand den Flyer einer Gemeinde sehr ansprechen, die am 31.10. Kinder zu einem fröhlichen „Hallo-Luther-Fest“ einlädt – mit Verkleiden und einer Menge kreativer Dinge, die Kindern Freude machen. Der Flyer hat auch mich als Erwachsene angesprochen und inspiriert über die Gestaltung dieses Tages weiter nachzudenken.
Im Kirchenjahr trägt der Reformationstag die Farbe Rot. Rot, die Farbe des Feuers, des Geistes, der Leidenschaft. Rot als Farbe des Heiligen Geistes und der Kirche, die lebendig sein soll. Vom Geist Gottes erneuert und in Bewegung ist die Kirche, wo sie sich verändert, reformiert, nicht starr wird. Reformieren heißt ja verändern. Wir können uns erinnern. Wir können an dem Tag gedenken und davon erzählen, dass damals, vor mehr als 500 Jahren Martin Luther seine 95 Thesen veröffentlichte, am Tag vor dem katholischen Allerheiligen-Fest. Ein Akt neben anderen, der den Stein ins Rollen brachte und neue Wege eröffnete. – Wir können uns aber auch fragen, was uns dieser Feiertag bedeutet. Und ja, ich schreibe bewusst eine Woche vor dem Fest, da ich einladen will sich in Vorbereitung auf den Feiertag sich auf den Weg zu machen, nachzudenken, was sich bei uns im Leben verändert und verändern kann.
Jetzt, wo die roten Blätter von den Bäumen fallen und die dicken roten Kerzen des Advents noch nicht angesteckt werden, stellt sich die Frage, wo es im eigenen Leben, in unserem Umfeld, unserer Kirche der Erneuerung bedarf. Liturgische Farben könnten auch wir auflegen, tragen oder zeigen, aber die Farbe allein macht es ja nicht. Doch die Farbe kann uns daran erinnern, dass es um das Feuer geht, dass in uns brennt. In mir brennt. Denn Gemeinde, sind ja die vielen, die das Miteinander gestalten und die Atmosphäre prägen. Die Einzelnen sind Zeugen für Jesus und welchen Weg sie mit ihm gehen.
„War uns nicht zumute, als würde ein Feuer in unserem Herzen brennen“, fragten und bekannten zwei Jünger von Jesus, als sie ihm beim Essen in Emmaus begegnet waren. Nachzulesen am Ende des Lukas-Evangeliums. Bei Luther, so wird erzählt, habe der Blitz 1505 auf seinem Weg in einen Baum eingeschlagen, so dass er Mönch wurde. Wer seine Geschichte liest, erkennt, dass da am Anfang nicht viel von der Freiheit und Freude an Jesus war, zu der er sich 12 Jahre später in seinen Thesen bekannte. Diese Erkenntnisse änderten nicht nur Luthers Leben, sondern hatten Auswirkungen bis heute. Ob die Emmaus-Jünger oder Luther, sie gingen Wege – räumlich und reflektierten Worte Gottes. Sie veränderten sich, ihre Meinungen, machten neue Erfahrungen im Glauben. Welche Wege, Erfahrungen und Worte uns wohl verändern und bewegen in der nächsten Woche auf dem Weg zum Fest?
Claudia Sokolis-Bochmann
Pastorin Claudia Sokolis-Bochmann ist sonntags um 10 Uhr im Gottesdienst und 14-tägig mittwochs um 15 Uhr zum Bibelgespräch anzutreffen, ebenso am letzten Freitag im Monat von 15-17 Uhr zur KaffeeZeit.- Treffen und Termine können auf Nachfrage zum Gespräch und gemeinsamen Nachdenken mit ihr vereinbart werden.
